Hiljaisuus - Stille

Hiljaisuus - Stille

Freitag, 24. Oktober 2014

Suomalainen Rytmi

"Mach mal Suomalainen Rytmi!" hiess in unserem Zürcher Alltag jeweils: "Nimms mol locker, es chunnt imfall scho guet und wennd jetzt ummehüpperisch wirds au nid besser und vor allem gohts sicher nid schnäller". Bezeichnenderweise hiess damals auch unser Wlan-Netz so. Für mich stand hinter diesen beiden Wörtern ein Strauss voller Ferienerinnerungen. Ich sah mich, wie ich in der finnischen Mittagssonne auf einem Steg liege, Enten beoachte und nichts denke. Tagelang war ich während dieser Art Ferien jeweils tiefenentspannt und nur schon der Gedanke daran, lockerte mich auf und liess mich das, was anstand, ruhiger angehen.
Damals in Zürich war "Suomalainen Rytmi" ein beziehungsinterner Spruch. Seit ich hier lebe ist er für mich Sinnbild für meine persönlichen Herausforderungen im finnischen Alltag geworden. Ich bin vom schnelllebigen und manchmal doch sehr hektischen überaus modernen und trendigen Zürich in ein kleines Bauerndorf gezogen, wo ich, obwohl ich mich schon als gut eingelebt betrachte, beim Einkaufen grundsätzlich immer alle überhole. Die Menschen gehen hier langsamer, sie sprechen langsamer und fast in der Hälfte aller Geschäfte, namentlich auch in der do-it-yourself- Landi kann man einen Kaffee trinken, und zwar einen, der langsam gebraut wurde und bestimmt schon seit 2 Stunden auf einer warmen Platte steht. Ich bin von einem Land, wo es scheinbar alles gibt und man alles kaufen kann, in ein Land gezogen, wo man auf einen Arzttermin schon mal 2 Monate warten muss. Es kommt ab und zu vor, dass ich meine Ansprüche an Qualität, Service und Verfügbarkeit von Dingen herunterschrauben muss. Das ist manchmal irritierend. Im Gegenzug habe ich Geduld, Zeit und Musse geschenkt bekommen. Die Geduld zu warten, zu überdenken und nochmals zu warten. Zeit, um für einen Biokürbis einen Umweg zu fahren und Musse, alles mögliche ganz nach finnischem Vorbild selbst herzustellen. Für mich ist die finnische Langsamkeit bis jetzt ein grosser Gewinn. Wer ein bisschen davon abhaben möchte, schaut sich am besten diesen Film an:

Mittsommernachtstango

Klar, der Film hat Längen und manchmal ist er sogar ein bisschen langweilig, das macht ihn jedoch nur authentisch. 

Auch in unserem Garten ging es meiner Meinung nach, viel zu langsam vorwärts. Doch siehe da! Was lange währt, wird endlich gut.

Hier ein Bild, wie im Frühling ausgesehen hat:


Und so sieht es jetzt (also nicht heute, heute stürmt und schneit es) aus:


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