Hiljaisuus - Stille

Hiljaisuus - Stille

Montag, 17. November 2014

Hiljaisuus - Stille

Ich erinnere mich gut, wann ich das erste Mal Stille gehört habe. Es war vor 3 Jahren in Lappland. Ich war alleine mit den Langlaufskiern unterwegs. Die Strecke war leicht abschüssig, so dass ich mit meiner bescheidenen Technik vorwärts kam. Ich hielt an, um mich ein wenig umzuschauen. Ich sah verschneite Tannen, eine Langlaufspur, Schnee und ich hörte nichts. Kein klappernder Skilift, keine Ländlermusik, keine Strasse, keine Vögel, keine anderen Skifahrer, nichts. Absolute Stille. Das gefiel mir. Und es gefällt mir immer noch. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich gelernt habe, wie Waldrauschen tönt. Neu in unserem Dorf hab ich oft gedacht, ich höre die nächste Strasse oder gar eine Autobahn (obwohl es hier weit und breit keine Autobahn gibt). An einem windstillen Tag im Winter, kann man vor unserem Haus stehen und man hört kein Geräusch. Wartet man, hört man plötzlich Dinge, die weit weg geschehen oder man hört feine, leise Geräusche; ein Auto fährt über eine 5 Kilometer entfernte Strasse, Regenwasser fliesst über einen Stein.
In unserem Dorf gibt es einen Rundweg, der an alten Gräbern aus dem Bronzezeitalter vorbeiführt. Den Anfangspunkt zu finden ist ein Abenteuer für sich. Die Wegbeschreibung gibt’s als Kopie in der Dorfbibliothek. Egal wann man diesen Rundweg läuft, es ist immer ganz still und man trifft bestimmt niemanden an, obwohl sich im Gästebuch immer wieder einsame Wanderer eintragen. Die stillen Fotos stammen von diesem Rundweg.










Freitag, 24. Oktober 2014

Suomalainen Rytmi

"Mach mal Suomalainen Rytmi!" hiess in unserem Zürcher Alltag jeweils: "Nimms mol locker, es chunnt imfall scho guet und wennd jetzt ummehüpperisch wirds au nid besser und vor allem gohts sicher nid schnäller". Bezeichnenderweise hiess damals auch unser Wlan-Netz so. Für mich stand hinter diesen beiden Wörtern ein Strauss voller Ferienerinnerungen. Ich sah mich, wie ich in der finnischen Mittagssonne auf einem Steg liege, Enten beoachte und nichts denke. Tagelang war ich während dieser Art Ferien jeweils tiefenentspannt und nur schon der Gedanke daran, lockerte mich auf und liess mich das, was anstand, ruhiger angehen.
Damals in Zürich war "Suomalainen Rytmi" ein beziehungsinterner Spruch. Seit ich hier lebe ist er für mich Sinnbild für meine persönlichen Herausforderungen im finnischen Alltag geworden. Ich bin vom schnelllebigen und manchmal doch sehr hektischen überaus modernen und trendigen Zürich in ein kleines Bauerndorf gezogen, wo ich, obwohl ich mich schon als gut eingelebt betrachte, beim Einkaufen grundsätzlich immer alle überhole. Die Menschen gehen hier langsamer, sie sprechen langsamer und fast in der Hälfte aller Geschäfte, namentlich auch in der do-it-yourself- Landi kann man einen Kaffee trinken, und zwar einen, der langsam gebraut wurde und bestimmt schon seit 2 Stunden auf einer warmen Platte steht. Ich bin von einem Land, wo es scheinbar alles gibt und man alles kaufen kann, in ein Land gezogen, wo man auf einen Arzttermin schon mal 2 Monate warten muss. Es kommt ab und zu vor, dass ich meine Ansprüche an Qualität, Service und Verfügbarkeit von Dingen herunterschrauben muss. Das ist manchmal irritierend. Im Gegenzug habe ich Geduld, Zeit und Musse geschenkt bekommen. Die Geduld zu warten, zu überdenken und nochmals zu warten. Zeit, um für einen Biokürbis einen Umweg zu fahren und Musse, alles mögliche ganz nach finnischem Vorbild selbst herzustellen. Für mich ist die finnische Langsamkeit bis jetzt ein grosser Gewinn. Wer ein bisschen davon abhaben möchte, schaut sich am besten diesen Film an:

Mittsommernachtstango

Klar, der Film hat Längen und manchmal ist er sogar ein bisschen langweilig, das macht ihn jedoch nur authentisch. 

Auch in unserem Garten ging es meiner Meinung nach, viel zu langsam vorwärts. Doch siehe da! Was lange währt, wird endlich gut.

Hier ein Bild, wie im Frühling ausgesehen hat:


Und so sieht es jetzt (also nicht heute, heute stürmt und schneit es) aus: